Unweit von Wien finden sich in Niederösterreichs Thermenlinie einige idyllische Bäder aus der Zeit, als der Schwimmsport begann, seinen Siegeszug in die Gesellschaft anzutreten.
Nomen est Omen. Der Ursprung gehobener Badekultur in Niederösterreich liegt im mondänen Baden bei Wien: Auf kaiserliche Initiative entstanden hier im Zentrum der Thermenlinie mit ihren warmen, mineralhaltigen Quellen vom 19. Jahrhundert bis in die 1920er Jahre wahre Pretiosen der Spezies Bäderarchitektur. Den krönenden Schlusspunkt dieser Entwicklung setzte das Thermalstrandbad, das nach Plänen von Alois Bohn 1926 errichtet einem adriatischen Seebad nachempfunden war. Sein Stil changierte zwischen spätem Secessionismus und Art Deco, bis heute sorgen immerhin 3.700 m2 echter Sand für – den Umständen neben dem Becken entsprechend – beachtlich authentisches Adria-Feeling. Zwei 50 Meter Schwimmbecken, zwei Schwefelbecken, Massagedüsen in diversen Höhen, ein Strömungskanal, Bodengeysire, Massageliegen auf der Palmeninsel, Wasserrutschen, ein Kinderbecken mit Wasserpilz und „Kobri-Rutsche“, sowie andere Segnungen moderner Badeinfrastruktur bieten im stilvollen Ambiente der Jugendstilarchitektur mit ihren farbigen Bleiglasfenstern abwechslungsreiches Pritschel- und Schwimmvergnügen für alle Altersgruppen. An Spitzentagen bewältigt das weitläufige Areal des Bades mehr als 5.000 Besucher, im Vorjahr kam es auf insgesamt 218.807 Gäste.
Revitalisierendes Mineralwasser
Auch im nahen Bad Vöslau fanden sich warme Mineralquellen, bereits 1822 initiierte der Bankier Moritz von Fries auch dort den Bau einer Badeanstalt. Dr. Malfati von Moteregio, der Leibarzt von Ludwig van Beethoven ließ die Ursprungsquelle 1825 zum ersten Mal fassen. Im Konkurrenzkampf mit Baden sah man sich bald genötigt, das Bad auszubauen und beauftragte damit den großen Ringstraßenarchitekten Theophil von Hansen, der bis 1873 das Vöslauer Thermalbad umbaute und dafür vor allem Holz verwendete. Arthur Schnitzler hat hier als Kind schwimmen gelernt.
Außerdem war das Thermalbad von Bad Vöslau das erste Österreichs, in dem auch Frauen schwimmen erlenen durften. Im ersten Weltkrieg war es so stark beschädigt, dass man sich zu einem Neubau durchrang: Peter Paul Brang, Architekt des inzwischen leider einem banalen Neubau gewichenen Dianabades in Wien, begann mit Planung und Bau, starb aber vor der Fertigstellung. 1925-26 vollendete Wilhelm Luksch den Bäderkomplex mit einer repräsentativ geschwungenen Eingangsfassade. Da im selben Jahr auch das Thermal-Parkstrandbad in Baden feierlich eröffnet wurde, gestaltete der Vöslauer Architekt Louis Breyer den oberen Teil des Bades ebenfalls als „Thermal-Parkstrandbad“. Das Thermalbad von Bad Vöslau präsentiert sich heute als von zweigeschossigen, schönbrunnergelben Kabinenflügeln und einem Arkadengang gerahmte, vielseitige Anlage. Das über 1000 m² große, „blaue“ Becken ist auf 26 Grad temperiert, währen das kühle, natürliche „grüne“ Becken mit einer kleinen Insel mit riesigen, alten Bäumen in der Mitte vom…