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"Wiener Brillendesigner" im RAUM ©Isabella Marboe

"Wiener Brillendesigner" im RAUM ©Isabella Marboe

in herzstück

Durch die rosarote Brille

Isabella MarboevonIsabella Marboe

Michael Wildmann ist ein Teil des Duos „Grundstein“, sein Vater war Optiker. In ihrem RAUM in der Grundsteingasse zeigten die beiden handverlesene Meisterstücke aus dessen Sammlung. Die Ausstellung ist vorbei, die Geschichten dahinter bleiben.

Das Gassenlokal der Grundsteingasse 14 ist ein besonderer Ort. Zwischen dem Friseursalon Marija und dem Kunsthub Ragnar-Hof betreibt hier das gleichnamige Architekturbüro seinen „RAUM“, der offen für Kunst aller Art und Referenzprojekt für umfassendes, ressourcenschonendes Bauen à la „Grundstein“ ist. Durch die zwei hohen Glasscheiben zur Gasse überblickt man den ganzen Raum, der sich nach hinten hin leicht konisch verjüngt. Derzeit sind auf einer dreidimensionalen, gridartigen Holzstruktur Brillen ausgestellt. Man sollte sich ihnen unbedingt stellen, denn sie haben das Potential für neue Perspektiven. Und neue Perspektiven braucht der Mensch.

Handgefertigt

„Grundstein“ ist ein guter Name für ein Architekturbüro, denn mit dem Grundstein fängt alles an. Wobei man nicht weiß, was zuerst war, der Name oder die Adresse. Mit Sicherheit die Menschen: hinter „grundstein“ stecken Irene Prieler und Michael Wildmann, der immer gelbe, meist rechteckige Brillen trägt. Wer das gelbe Plakat zur Ausstellung sieht, ahnt warum. Die wohlbehüteten Originale der „Wiener Brillendesigner“, die hier gezeigt werden, stammen aus der Sammlung Wildmann. Michaels Vater war Optiker aus Leidenschaft und hatte ein Geschäft in Linz. Als er dieses übergab, blieben ihm alle Brillen, die älter als drei Jahre waren. So besitzt er nun einen reichen Fundus, in dem sich einige historische Pretiosen finden. In den 1970er Jahren nämlich war Österreich gleichermaßen eine Weltmacht im Brillendesign.

„Wiener Brillendesigner“ im RAUM ©Isabella Marboe

Bei „grundstein“ ist nun eine handverlesene Auswahl von 45 Brillen aus der Blütezeit dieser Epoche zu sehen. Ihre Designs stammen von Serge Kirchhofer, dem Wiener Brillendesigner Robert La Roche und aus der schau-schau Manufaktur von Peter Kozich, die seit 30 Jahren Brillen von Hand fertigt. Auch das dreidimensionalen Display für die Exponate wurde von „grundstein“ speziell entworfen und handgefertigt. Es ist so überzeugend nachvollziehbar einfach konstruiert wie vielfältig nutzbar. Die scheinbar einfachsten Dinge sind immer die schwierigsten.

Raumregal im RAUM von grundstein architektur ©Isabella Marboe
"Wiener Brillendesigner" im RAUM ©Isabella Marboe
„Wiener Brillendesigner“ im RAUM ©Isabella Marboe

„grundstein“ entwickelten ein Stecksystem aus schlanken, zwei Meter hohen Stäben mit quadratischen Querschnitten von 15 x 15 Millimeter, die paarweise die Zangenverbindung für die horizontalen Stäbe bilden, an denen nun die Brillen hängen. Sie sind an durchgefädelten Nylonfäden befestigt und mit winzigen Klipsen arretiert. Das hält sie permanent in Schwebe. Lapidar verweist der Name am unteren Ende auf den Designer aller darüber aufgereihten Brillen. Einziger Wermutstropfen: „Bitte nicht berühren!“ Man wünschte sich weit mehr: wie beim Optiker den Blick auf die eigene Welt vielfach rahmen zu können.

Extravagante Opulenz

Die exquisiten Exponate mit ihren opulenten Fassungen, extavaganten Formen, innovativen Materialien und Farbverläufen erzählen aus einer anderen Zeit und evozieren die Welt der glamourösen New-Wave Ära. Die Designs von Robert La Roche schafften es oft in die Vogue und auf die Requisiten-Setlist von Hollywoodfilmen. La Roche entwarf für Dior, Porsche und Carrera, 2016 widmete ihm MAK eine Ausstellung. Außerdem sind einige Modelle der Firma „Schau Schau“ zu bewundern, die es immer noch gibt.

Serge Kirchhofer hatte 1954 sein Studium an der Wiener Angewandten begonnen und bereits ein Jahr später seine ersten Brillen designt. Sie wurden unter den Markennamen „Viennaline“ und „Carrera“ vertrieben. Er entwarf auch sogenannte Schmuckbrillen, die sich durch noch hochwertigere Materialien und noch außergewöhnlichere Formen auszeichneten.

Brillendesign von Serge Kirchhofer vulgo Udo Proksch ©Isabella Marboe
Brillendesign von Serge Kirchhofer vulgo Udo Proksch ©Isabella Marboe
Brillendesign von Serge Kirchhofer vulgo Udo Proksch ©Isabella Marboe
Brillendesign von Serge Kirchhofer vulgo Udo Proksch ©Isabella Marboe

Der talentierte Jungdesigner heimste Preise ein, dachte aber bereits in größeren Dimensionen und startete unter seinem bürgerlichen Namen Udo Proksch so richtig durch. 1962 wurde er Gesellschafter des „Studio für Werbegestaltung“, 1967 bewarb er sich für den Posten des ORF-Generalintendaten, 1969 gründete der Waffennarr den Verein „Freunde der Senkrechtbestattung“. Proksch war der Inbegriff toxischer Männlichkeit, die damals noch hoch im Kurs stand. Dazu gehörten Autos, Frauen, Wildtiere, Waffen, Kohle und Koks ohne Ende, sowie einflussreiche Freunde. Davon hatte er reichlich. 1972 später kaufte Proksch die Konditorei Demel, wo sich im „Club 45“ die Elite der sozialistischen Partei traf. 1977 versank der von ihm gemietete Frachter „Lucona“, eher nicht senkrecht, sechs Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Proksch traf die Schuld daran, ein klassischer Versicherungsbetrug, er bekam lebenslänglich und starb 2001 in Haft an einem Herzinfarkt.

Genuin nachhaltig

Die Sanierung des RAUM ist auch ein Referenzobjekt für die Arbeitsweise von grundstein, die genuin nachhaltig und auf unkonventionell unaufdringliche Art innovativ ist. In die Substanz des Bestands wurde so wenig wie möglich eingegriffen, die verwendeten Materialien sind durchwegs ökologisch und schadstofffrei. Zwei leicht verzogene Tonnen überwölben den Raum, der sich von den hohen, bis zum Boden reichenden Öffnungen an der Gasse nach hinten hin leicht konisch verjüngt. Die Wände sind mit ockerfarbenem Lehm verputzt, der Boden ein prototypisches Herzeigebeispiel intelligenten Recyclings. Er besteht aus lauter Kreisen, die einander berühren. Es sind die Deckflächen ausgemusterter Kabeltrommeln, die in zwei gegeneinander versetzten Schichten auf Polsterhölzern in die Schüttung gelegt wurden. Grundstein meldeten den Boden als Gebrauchsmuster zum Patent an.

Auch das Design des Ausstellungsmöbels, an dem die nun die Brillen präsentiert werden, gehorcht dem Gebot der Materialeffizienz. Seine Stäbe sind so dimensioniert, dass von den 3 Meter langen Birkensperrholzplatten möglichst wenig Verschnitt bleibt. Die Konstruktion ist geschraubt und daher sehr leicht auf-, ab- und umzubauen. Man könnte sie jederzeit woanders wieder aufstellen, sie verkürzen oder verlängern. Einem Weiterwandern der Schaustücke des „Wiener Brillendesign“ steht also nichts im Wege.

Bis 22. Juni 2024

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