„Veröffentlicht ohne Genehmigung von Walt Disney“ steht auf dem roten Titelblatt des kleinen, 16 seitigen Comic „Mickey au camps de Gurs,“ Der deutsche Grafiker Horst Siegmund Rosenthal hatte es unter widrigsten Umständen 1942 im französischen Internierungslager Gurs gezeichnet. Es erzählt die Geschichte von Mickey Mouse, die es – weil sie keine Papiere vorweisen kann – ins Lager Gurs verschlägt. „Mein erster Eindruck war ziemlich schlecht“, bemerkt die kleine Maus aus Amerika trocken. Sie kommentiert die Bürokratie, die Zensur, den Hunger – Mickey muss das Brot, dessen Volumen während der feierlichen Brotverteilungszeremonie mit der Lupe suchen. Im selben Jahr verfasste er noch die beiden Bände „Petit guide à travers le camp de Gurs“ und „La Journée d’un hérbergé“ schrieb. In den beiden letzteren kommt Mickey Mouse nicht mehr vor, vielleicht sind die deshalb weniger populär. Von Rosenthal weiß man fast nichts, es gibt keine Fotografie von ihm, nur einige Asylpapiere und diese drei Comics, die im Lager von Hand zu Hand gingen. Die Schweizer Krankenschwester Elbeth Kasser schmuggelte sie in die Schweiz.
Rosenthal wurde am 19. August 1915 in Breslau geboren, er dürfte ein Mitglied der SPD und des Reichsbanner Wehrverbands gewesen sein, der größten demokratischen Massenorganisation der Weimarer Republik. Im Juli 1933 emigrierter er nach Frankreich, Sieben Internierungslager hatte Rosenthal bereits hinter sich, bevor er am 28. Oktober 1940 in Gurs landete. Es war das schlimmste aller Lager des Vichy-Regimes, ein Inspektor beurteilte sein Verhalten positiv, am 1. August 1941 wurde er zum MItglied der 142. Fremdarbeitergruppe, die sich um den Erhalt des Lagers kümmern musste. Diese wohnten in einem separaten Block, hatten eine gewisse Bewegungsfreiheit zwischen den Baracken, bekamen mehr Nahrung und sogar zehn Tage Lagerurlaub. Mehrmals stellte Rosenthal Anträge auf Entlassung, die alle abgelehnt wurden. Mit seiner Fremarbeitsgruppe wurde er 1942 ins Internierungslager Barcarès, dann ins das Lager Rivesaltes und schließlich in das Durchganglager Drancy verlegt. Der Deportationszug 31 brachte ihn am 11. September 1942 nach Ausschwitz. Er überlebte es nicht und dürfte kurz nach seiner Ankunft ermordet worden sein.
Es war ein Tag des zweiten Jahres der nationalen Revolution. Ich ging ruhig spazieren, irgendwo in Frankreich. Mein Herz war ganz fröhlich, weil mir mein Bäcker 1002 Gramm Brot gegeben hatte, obwohl ich nur eine Lebensmittelmarke für 1000 Gramm hatte. Ach, das ist das gute Leben! Doch plötzlich…
…….rief ein Gendarm nach mir.- „ŠŠ©¤!!!ø??? ¤!!!“ŠŠ©¤!!!ø??? ¤!!!“ sagte er. Es war baskisch. Da ich diese Sprache nicht verstehe, antwortete ich nichts. -„Krrangihhwomtwwaxperrdiou“- sagte der Gendarm. Diesmal war es bearnesich. Während ich darauf beharrte, zu schweigen, begann sich der Gendarme zu ärgern.
„Hurensohn, Ihre Papiere!“ – „Meine Papiere!?? Ich habe nie Papiere besessen!“
„Ich, keine Papiere! Ich, international!“ – „Ah, Sie sind Ausländer? Dann ist ja alles in Ordnungl Kommen Sie mit aufs Revier!“ – Und so bin ich in…
…..GURS!!!!! angekommen… Mein erster Eindruck war ziemlich schlecht. Soweit das Auge reichte, reihten sich hunderte kleine Hundehütten aneinander, zwischen denen eine Bevökerung eifrig herumwuselte, die mit geheimnisvollen Aufgaben beschäftigt war. Ich aber hatte nicht die Zeit, sie näher zu betrachten, da man mich in ein Büro führte,…