Der Architekt Heinz Tesar war ein stiller, tiefer Mensch. Auch sein Werk war so. Tesar starb am Donerstag, den 18. Jänner 2024 mit 84 Jahren. Zu seinen wichtigsten Bauten zählen das Essl-Museum, das Schömerhaus und die evangelische Kirche in Klosterneuburg, das BTV-Stadtforum in Innsbruck. Sein Meisterwerk steht in Wien: die Donaucity-Kirche „Christus, Hoffnung der Welt.“
Manchmal konnte man ihm auf der Wiener Ringstraße spazieren gehen sehen. Heinz Tesar war eine Persönlichkeit und ein Baukünstler im besten Sinn. Fast immer – Sommer und Winter – trug er ein weißes Hemd und seinem schwarzen, samtigen Zweireiher mit rundem Kragen und aufgesetzten Taschen. Er wirkte damit wie aus der Zeit gefallen. „Heinz trug ausschließlich dieses Schwarz, lange, bevor es bei den Architekten in Mode kam“, erinnert sich Architekturtheoretiker Otto Kapfinger. „Je heller, je silberner die Haarmähne wurde, desto mehr glich er dem alten Franz Liszt. Nachweislich war er ein Kenner und liebte die Musik von Liszt und Frederik Chopin.“

Tesar war der leiseste und unterschätzteste unter den großen Architekten seiner Zeit. Damals eroberte das Label „Star“ die Architekturwelt. Hans Hollein, Raimund Abraham, Gustav Peichl, Wilhelm Holzbauer: die prominente Kollegenschaft zeigte sich schillernd, weltgewandt, eloquent, ihre Bauten gerieten mitunter ein wenig modisch, kommerziell, plakativ. Tesar hingegen ging still und konsequent seinen eigenständigen, künstlerischen und spirituellen Weg. „Wer nicht liebt, darf nicht bauen“, sagte Tesar, der das Thema Architektur in vielen Medien umkreiste.
„Er erfasste die Bauten künstlerisch, schriftlich und intellektuell, machte Lithografien, Aquarelle, Knetungen und Modelle“, sagt Monika Platzer vom Architekturzentrum Wien, dem Tesar 2011 sein Archiv als Schenkung übergab. „Im Umgang mit Bestand – wie beim Bode-Museum in Berlin – rieb er sich stark am Vorhandenen.“ Zeichnungen, Skizzen und Reflexionen waren sein Echolot zur angemessenen Antwort auf einen Ort, jeder Bauaufgabe maß er dieselbe Wichtigkeit bei. „Die Zeichnung ist der Gedanke des Körpers.“ Für Tesar war Architektur nonverbal, ein „in sich ruhendes Behältnis von Luft, Licht, Körper, Materialität und Raum.“

Heinz Tesar wurde am 16. Juni 1939 in Innsbruck geboren, mit vierzehn bereiste er sein Sehnsuchtsland Italien. Rom, Neapel und Capri beeindruckten ihn tief, lebenslang blieben Reisen für ihn eine essenzielle Form der Auseinandersetzung mit Architektur. Ab 1983 war er ein viel gefragter Gastprofessor an renommierten Universitäten in den USA, Kanada, Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz. Eine ständige Professur lehnte er zugunsten seiner Unabhängigkeit ab. „Er hat so viele Schüler und Schülerinnen herangebildet, wie kein anderer Architekt im 20. Jahrhundert“, sagt Architekturtheoretiker Otto Kapfinger. „Er konnte bei knappsten Budgets immer noch primäre, nachhaltige Raumqualität herstellen. Fassaden-Brillanz war ihm weniger wichtig als Raumcharakter und Nutzbarkeit.“



2011 würdigte ihn die Republik mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Architektur. Tesar sozialisierte sich in der Künstlerszene, die rund um das französische Kulturforum im Innsbruck der Nachkriegszeit entstanden war, befasste sich sehr mit LeCorbusier und der klassischen Moderne. 1961 – 65 studierte der an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Roland Rainer Architektur, arbeitete zwischen 1969 und 1973 im Büro von Wilhelm Holzbauer und gründete daraufhin sein eigenes Atelier. Sein erstes Werk waren die Umgestaltung des Kirchenraums und der Empore der Moderne der Pfarrkirche Schleedorf, 1976 begann der Umbau der Pfarrkirche Unternberg.
Tesars Architektur war nie beliebig, sie suchte sehr präzise nach einem Ausdruck für das, was über das Materielle hinausreicht. Ihre elementaren Bestandteile sind Licht, Volumen, die spezifische Gestalt eines Raumes und die Materialität seiner Oberflächen. Am deutlichsten zeigt sich das an seinen Museen und Sakralbauten. 1911 baute er die Pfarrkirche Unternberg um, die evangelische Kirche in Klosterneuburg (1996 – 1999) konzipierte er als weiß verputzten Zylinder auf ovalem Grundriss, dessen wellenförmiges Dach bis über den Altar hin ansteigt. Die Assoziation zu einem Schiff sei erlaubt. Die hohen, geschwungenen, geschlossenen Wände werden von kleinen, quadratischen Fenstern perforiert und zur Empore hin immer mehr, sodass die Mauer dort ganz durchlässig scheint. Im Lauf des Tages tanzt das Licht lebendig durch den Kirchenraum und trägt den Gesang, der für den evangelischen Gottesdienst so wichtig ist, gleichermaßen auf einer anderen Ebene mit.



Der Auftrag für diese Kirche kam durch Vermittlung von Karlheinz Essl zustande, der für Tesar als fördernder Bauherr sehr wichtig war. Für ihn hatte er bereits den Verwaltungsbau Schömer-Haus (1986-87) geplant, das Essl-Museum in Klosterneuburg (1998-1999), dessen skulpturaler Baukörper bewusst auch als Landmark an der Bahnstrecke gesetzt war, zählte zu den schönsten des Landes. Es war ein sehr vielschichtiger Ausstellungsbau mit einer sehr elaborierten Lichtregie. Malerei in unterschiedlichsten Formaten, Skulptur, Plastik, sogar Musik: diess Museum mit seinen Oberlichtkuppeln, Lichtschlitzen, unterschiedlichen Fensterformaten, der Rampe, dem langen Wasserbecke und dem Skulpturenhof bot jeder Kunstgattung optimale Bedingungen. Das Essl-Museum brachte es sogar zum Postkastenmotiv, am 1. Juli 2016 musste es schließen, heute gehört es der Wiener Albertina, seine Zukunft interessierte Heinz Tesar bis zuletzt.



Die Kirche „Christus, Hoffnung der Welt“, die im Jahr 2000 eröffnet wurde, war auch für Tesar selbst sein wichtigstes Werk. Auf die lauten, protzigen Hochhäuser der Umgebung reagierte er mit einem sehr niederen Quader auf quadratischem Grundriss. „Es ist eine sehr unruhige, aufdringliche städtebauliche Situation voller Schneisen und Lücken. In all diesen weltlichen Eitelkeiten ist die Kirche ein kompakter, monolithischer Körper, der sich verdichtet und nach innen geht“, erklärt Tesar. Mit diesem sehr eigenständigen, unorthodox stillen, bescheidenen Lösung konnte er sich 1998 beim geladenen Wettbewerb gegen eine sehr prominente Konkurrenz – Klaus Kada, Günther Domenig, Gustav Peichl, Paolo Piva, Henke/ Schreieck Architekten – dursetzen.



Die Besonderzeit dieses Sakralbaus zeigt sich schon an der Modellierung des umgebenden Geländes und der sehr edlen Fassade aus schwarz glänzenden Chromstahlplatten. Das Innere der Kirche aber ist mit hellem Birkensperrholz verkleidet. Kreisförmige Fenster in zwei unterschiedlichen Größen und Oberlichten sorgen für eine sehr feierlichen, lebendigen Atmosphäre, die vom Wechsel des Tageslichts geprägt wird. Der gesamte Raum steckt voller Symbolik: das flammenartige Oberlicht in der Decke verweist auf die Herzwunde Christi, auch die Zahl acht – Symbol für den achten Tag der Woche als Tag der Auferstehung findet sich oft in der Geometrie und den Proportionen. Tesar entwarf die gesamte Einrichtung, sein Sohn Marc Tesar die liturgischen Geräte. Die Stärke dieses Sakralraums zeigt sich mit jedem Jahr, das seit der Eröffnung 2000 vergeht, immer mehr: Sie altert gut und wird Bestand haben.
Backstage:
Was steckt in diesem Artikel?
Vor-Ort-Besichtigung der zwei Kirchen und des Museums mit Heinz Tesar, als er noch lebte, ein späterer Besuch zum Fotografieren, vormalige Eröffnungspressekonferenz und viele Besuche im Essl-Museum, online Recherche anderer Nachrufe, Recherche im eigenen Archiv, Verfassen zweier ähnlicher Nachrufe für die Presse und die Furche, summa summarum acht Stunden Schreibzeit, zwei Stunden Fotosuche, Onlinebeitrag einrichten, das unbezifferbare Kapital eines abgeschlossenen Architekturstudiums, über zwanzig Jahre Berufserfahrung, denen einige Begegnungen mit Heinz Tesar und seinen Bauten zu verdanken sind.
Was schreibt ChatGPT?
Schreibe einen würdevollen Nachruf auf einen renommierten Architekten mit dem Namen Heinz Tesar mit folgenden Informationen: Studierte von 1961 bis 1965 Architektur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse von Roland Rainer. Zu seinen wichtigsten Bauten zählten sakrale Bauten wie Kirchen. Markantester Bau ist Kirche Christus Hoffnung der Welt oder das Essl Museum in Klosterneuburg.
ChatGPT
In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von einem herausragenden Architekten und Künstler, Heinz Tesar, der am [Datum des Ablebens] im Alter von [Alter] von uns gegangen ist. Sein Tod hinterlässt nicht nur in der Architekturwelt, sondern auch in unseren Herzen eine schmerzliche Lücke.
Heinz Tesar wurde am [Geburtsdatum] geboren und begann seine architektonische Reise, als er von 1961 bis 1965 Architektur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien studierte, wo er unter der Anleitung des renommierten Architekten Roland Rainer seine Leidenschaft für die Architektur entdeckte und entwickelte. Dieser prägende Einfluss sollte seinen Weg für immer bestimmen.
Tesar erlangte schnell Anerkennung in der Welt der Architektur, und seine Werke sind ein beeindruckendes Zeugnis seiner Kreativität und seines tiefen Verständnisses für die Verbindung von Architektur und Spiritualität. Zu seinen wichtigsten und markantesten Bauten zählten sakrale Gebäude, insbesondere Kirchen. Sein Meisterwerk, die „Kirche Christus Hoffnung der Welt,“ steht als Symbol für seine einzigartige Fähigkeit, die spirituellen Bedürfnisse der Menschen in architektonische Formen zu übersetzen und dabei eine Atmosphäre der Ehrfurcht und des Friedens zu schaffen.
Ein weiteres bedeutendes Werk von Heinz Tesar ist das Essl Museum in Klosterneuburg, das nicht nur als architektonisches Juwel, sondern auch als ein Ort der kulturellen Begegnung und Inspiration dient. Tesar’s Arbeiten zeichneten sich stets durch eine harmonische Verschmelzung von Ästhetik und Funktionalität aus, und sie hinterlassen einen bleibenden Eindruck bei allen, die sie besuchen oder erleben durften.
Heinz Tesar wird nicht nur für seine Architektur, sondern auch für seine außergewöhnliche Hingabe an seine Kunst und seine tiefe Empathie für die Bedürfnisse der Menschen in Erinnerung bleiben. Sein Erbe wird in seinen Werken weiterleben und uns immer an die Schönheit und Bedeutung der Architektur erinnern.
In diesen schweren Stunden drücken wir unsere aufrichtige Anteilnahme und unser tief empfundenes Beileid an die Familie, Freunde und Kollegen von Heinz Tesar aus. Sein Vermächtnis wird in unseren Herzen und in der Welt der Architektur fortleben und uns weiterhin inspirieren. Möge er in Frieden ruhen.