Der Klimawandel stellt ein ganzes Berufsbild auf den Kopf. Junge Architekturschaffende wollen mit den eigenen Ressourcen ebenso umsichtig umgehen wie mit denen des Planeten. Statt Neubau, Selbstausbeutung und Konkurrenz sind das Weiterbauen am Bestand, interdisziplinäre Zusammenarbeit und Kommunikation angesagt. Die Ausstellung „Zwischen Kostenschätzung, Muttermilch und Bauwende“ im Architekturzentrum Wien gab ihren Positionen eine Öffentlichkeit.
Isabella Marboe
Ein hartes Studium, drei Jahre Praxis und eine erfolgreich bestandene Ziviltechnikerprüfung: Der Weg zur Architektenbefugnis ist lang und steinig, er war es immer schon. Dazu kommt ein starker Leistungsdruck in einem hochkompetitiven Beruf, der mindestens den ganzen Menschen fordert. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Ein Berufsbild, mit dem sich eine junge Generation von Architekturschaffenden nicht mehr identifizieren will. Ihre Prioritäten liegen woanders.
„Zwischen Kostenschätzung, Muttermilch und Bauwende“ hieß eine Ausstellung im Architekturzentrum Wien, die den Positionen der jungen Generation ein Podium bot. Die Forderung nach einer „Architecture – Life-Balance“ ist eine davon. An die sechzig Architekturschaffende aller österreichischer Architekturfakultäten zwischen Mitte zwanzig und Anfang vierzig haben sich ab Herbst 2020 in mehreren Workshops getroffen, um über die Themen zu diskutieren, die ihnen unter den Nägeln brennen. Das Kuratorinnenteam – Solveig Furu Almo, Ella Felber, Anna Firak, Silvester Kreil, Lukas Pankraz Mähr, Natascha Peinsipp, Theresa Reisenhofer und Felix Steinhoff – destillierte daraus sieben Kapitel und gestaltete die Ausstellung.
Um-, Zu-, An- und Ausbau
Eine sehr steile, ephemere Dachkonstruktion aus aneinandergeschraubten Holzlatten fungiert gleichermaßen als Raumstruktur, Interaktionsfläche, Display, Informationsträger: Hier sind Texte, Statistiken, Zeichnungen, Fotos und Zitate aufgehängt und …