In einer rekordverdächtigen Bauzeit von zehn Monaten sanierten Dietrich |Untertrifaller das Volkstheater in Wien. Nun bietet es den Schauspielern und Schauspielerinnen wieder eine große Bühne, den Technikerteam eine frisch geölte Theatermaschinerie und dem Publikum das perfekte Ambiente zum Flanieren in der Pause. Der Stadt schenkt der Umbau einen eigenen Zugang in die Rote Bar und ein kleines, neues Café.
Als Pendant zum Burgtheater wurde das Wiener Volkstheater 1889 eröffnet. Es hat eine tolle Bühne, viel Aura und steht unter Denkmalschutz. Die Architekten Dietrich | Untertrifaller haben es generalsaniert und strukturell verbessert. Ein Hubpodest erleichtert den Kulissenaufbau erheblich, eine neu eingezogene Rückwand im Saal schafft Raum für eine elegante Zentralgarderobe. Die legendäre rote Bar ist besser zu finden und wo das Kartenbüro war, gibt es nun ein Café. Das Haus öffnet sich.
Das Volkstheater ist ein fixer Bestandteil der Wiener Kulturlandschaft und eines der größten Theater im deutsprachigen Raum. Als volksfreundliches Pendant zum kaiserlichen Hofburgtheater wurde es 1889 eröffnet. Die Architekten Helmer & Fellner haben es geplant, aus ihrer Feder sind so gut wie alle Theaterbauten in größeren Städten der einstigen Donaumonarchie.
Das Volkstheater ist ein Prachtstück seiner Gattung mit Kuppel über dem Bühnenturm, historistischer Tempelfassade beim Eingang, Rustikagestein. Sein Herz ist die Guckkastenbühne, jeder Platz im ovalen Saal ist auf sie ausgerichtet. Das Volkstheater war das erste mit elektrischer Beleuchtung nach dem großen Ringtheaterbrand 1881. Eine Symphonie aus Weiß, Gold und Licht versetzte das Publikum in gehobene Stimmung und bot ihm die Bühne, sich zu zeigen. 2016 gewannen Dietrich | Untertrifaller in Arbeitsgemeinschaft mit FCP und Architekt van der Donk das Verfahren zur Generalsanierung des Theaters. Pünktlich zur Winterspielzeit war es nach einer rekordverdächtig kurzen Bauzeit von zehn Monaten im Oktober 2020 fertig.
Logistische Katastrophe
Es liegt auf einem trapezförmigen Grundstück unweit der Hofmuseen. Sein Eingangsportal wendet es der Museumstraße im Osten zu, seine Nordseite flankiert die Neustiftgasse, im Süden grenzt es an die Burggasse – gleich gegenüber des Museumsquartiers. Ein von Kulturinteressierten gefluteter, öffentlich bestens angebundener Ort, logistisch für einen Theaterbetrieb eine kleinere Katastrophe. Es gab nur eine Zufahrtsmöglichkeit auf einer schmalen Stichstraße, große Kulissenteile mussten rückseitig über einen Lastenaufzug auf die Bühne transportiert und aufwändig ab- und wieder aufgebaut werden. Die Abläufe waren kompliziert, Garderoben und Toiletten überall verteilt, die Foyers zu klein. Maske, Schneiderei, Ankleide und Büros wirkten wie zufällig zusammengewachsen, Brandschutz, Lüftungs- und Haustechnik waren veraltet.
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