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Akuratesse im Regal © Judith EIblmayr

Akuratesse im Regal © Judith EIblmayr

in gespräch

Viertausend Zeichen

Judith EiblmayrvonJudith Eiblmayr

Das Wiener Baukeramik- und Ziegelmuseum ist Teil des Bezirksmuseums Penzing. Dr. Gerhard Zsutty ist dessen Direktor, Kurator, Forscher und Wissensvermittler in Personalunion. Seine Passion gilt von Kindheit an dem Kulturgut Ziegel. Judith Eiblmayr sprach mit ihm.

Seit rund 45 Jahren arbeitet der feinsinnige Wissenschaftler dort. Den Ziegelmauern des Bezirksmuseums sind innen weitere Ziegelreihen vorgeblendet – vom Boden bis zur Decke akkurat in Regalen geschlichtet. Stundenlang könnte man davor stehen und laufmeterweise divergierende Farbtöne und Oberflächen mustern, eingebrannte Herstellungszeichen auf den Exponate decodieren, oder auf großformatigen historischen Stadtplänen von Wien die Standorte der Ziegeleien längst vergangener Zeiten studieren. Die dem Material immanente Natürlichkeit scheint auf seinen Promotor übergesprungen zu sein und so ist es ein Vergnügen Herrn Zsuttys Ausführungen zuzuhören, die mit Verve dargebracht ein unerschöpfliches Wissen ahnen lassen.

Ehrenziegel für Gerhard Zsutty ©Judith Eiblmayr

Eiblmayr: Herr Dr. Zsutty, woher rührt Ihre persönliche Begeisterung für den Werkstoff Ziegel?

Zsutty: Mein spezielles Interesse am Werkstoff Ziegel wurde in meiner Kindheit geweckt. Ich bin im Nachkriegs-Wien aufgewachsen und habe als Sechsjähriger auf der Straße zwischen den zerbombten Häusern gespielt. Wenn in den Schuttkegeln ein unversehrter Ziegel zu sehen war, habe ich diesen geborgen und nach Hause geschleppt. Besonders fasziniert haben mich die Herstellungszeichen. Zum Beispiel ein eingebrannter Doppeladler, flankiert von den Buchstaben H und D. Später lernte ich, dass es ein Ziegel aus der Produktion von Heinrich Drasche war, der auf Grund der guten Qualität seiner Ziegel Hoflieferant wurde und daher das Recht bekam, den kaiserlichen Adler auf seinen Erzeugnissen zu führen. So hat meine Sammelleidenschaft begonnen.

Four shades of Heinrich Drasche © Judith Eiblmayr

Eiblmayr: Was haben Sie daheim mit den Ziegeln gemacht?

Zsutty: Ich habe damit Regale gebaut, weil bei den Plünderungen nach dem Krieg aus unserer Wohnung auch die Möbel gestohlen worden waren. Aus Ziegeln und Brettern, die man irgendwo gefunden hat, konnte man einfache Regale konstruieren. Später, als wieder Möbel gekauft werden konnten, verstaute meine Mutter die Ziegel im Keller, wo sie dann auch einige Jahrzehnte liegengeblieben sind.

Eiblmayr: Das Interesse war jedenfalls geweckt, um ein entsprechendes Studium zu wählen?

Zsutty: Ja, ich studierte dann Geologie und Paläontologie, wobei auch die Suche nach Erdöl Teil der Ausbildung war. Nach meinem Studium ging ich nach Portugal, weil dort Konzerne stationiert waren, die nach Erdöl suchen wollten. Ich arbeitete selbständig und wurde als Experte beigezogen, wenn es darum ging, neue Ölfelder zu erschließen, wie beispielsweise in Angola, oder Brasilien. Durch die Kenntnisse der Geologie und Stratigraphie in der jeweiligen Region konnte ich Hinweise liefern, wo eine Probebohrung erfolgversprechend sein könnte.

©Judith Eiblmayr

Eiblmayr: Das heißt, bei dieser Tätigkeit war mehr der Rohstoff Ton als der gebrannte Ziegel ein Thema?

Zsutty: Ja, dem Ziegel wandte ich mich erst wieder zu, als ich zurück in Wien war, das war Ende der 1970er-Jahre. Bei der Räumung der elterlichen Wohnung stieß ich im Keller auf die immer noch dort gelagerten Ziegel und mein wissenschaftliches Interesse war gleich wieder geweckt. Das Museum wurde 1978 gegründet, nachdem die Ziegelsammlung von Anton Schirmböck (1898–1982) eingebracht worden war. Schirmböck gilt als Begründer der Ziegelforschung. Er war eigentlich Volksschullehrer, hatte aber die Archäologie zu seinem Hobby gemacht und stieß dabei immer wieder auf Ziegel unterschiedlicher Art. Er hatte auch bereits in der Nachkriegszeit zu sammeln begonnen und irgendwann hatte er 1500 Stück beisammen, die er in seinem Garten gelagert hat. Weil er im 14. Bezirk wohnte, wandte er sich an das Bezirksmuseum Penzing, seine Sammlung wurde als wertvoll erkannt und vom Museum übernommen. Dort richtete man in der Folge das Ziegelmuseum als eigenständige Einheit ein.

Eiblmayr: Und Sie konnten dort bald mitarbeiten.

Zsutty: Ja, ich freute mich darüber, forscherisch tätig sein zu können! Die Zeichen auf den Ziegeln hatten es mir angetan und ich begann selbst, zusätzlich zu den Ziegeln aus meiner Kindheit, zu sammeln und unbekannten Bezeichnungen auf den Ziegeln nachzugehen. Manche waren einfach zu dechiffrieren, andere kniffeliger, vor allem musste ich auch in internationalen Zusammenhängen denken.

Dr. Gerhard Zsutty vor einem Bruchteil seiener gesammelten Ziegelscharen ©Norbert Prommer, österreichischer Ziegelverband

Ab 1979 konnte ich mich der Dokumentation der altösterreichischen Ziegeleien und der Identifikation und Datierung der Ziegelzeichen widmen und mich mit deren wissenschaftlicher Bearbeitung befassen. Im Jänner 2012 legte der damalige Leiter aus Altersgründen seine Funktionen im damals noch als „Ziegelmuseum“ bezeichneten Museum zurück und ich wurde von der ARGE der Bezirks- und Sondermuseen zum Gesamtleiter bestellt. Anfangs war ich nicht gerade glücklich darüber, nun die gesamte Arbeit allein machen zu müssen. Inzwischen habe ich mich aber daran gewöhnt und glaube, es halbwegs ordentlich zu schaffen.

Eiblmayr: Wie kamen, oder kommen sie zu den alten Ziegeln, Dach- und Bodenplatten?

Zsutty: Ich arbeite mit der Stadtarchäologie in Wien und generell mit Archäologen zusammen und werde beigezogen, wenn es interessante Fundstücke gibt. Dann begebe ich mich auf Spurensuche! Es fängt mit den unterschiedlichen Formaten an, ein gotischer Ziegel unterscheidet sich in Größe und Form von einem aus der Renaissance oder dem Barock. Und es geht eben darum, die Zeichen zu entschlüsseln – das ist eine sehr interessante und langwierige Arbeit! Ich verbringe sehr viel Zeit in Archiven, um Dokumente zu finden. Es gilt die Namen von Zieglern zu eruieren. Ich studiere oft alte Zeitungen aus dem 18. Und 19. Jahrhundert, immer wieder finden sich dort Nachrichten und Hinweise. Wenn nun der Fundort eines Ziegels mit spezifischen Initialen und der Name der Ziegelei zusammenpassen, kann ich schon sagen, dass der Ziegel mit Sicherheit aus einer bestimmten Produktion stammt. Bei Ziegeln aus Deponien ist es hingegen schwierig, denn die können von überall her sein…

Zigelmuseum im Bezirksmuseum von Wien Penzing ©Judith Eiblmayr

Eiblmayr: Wie leicht ist es, innerhalb Wiens Zuordnungen zu treffen?

Zsutty: Der Wiener Boden ist ein Meeressediment, ein sehr feiner, eisenhältiger Ton. Das Eisen macht beim Brennen diese wunderschöne rote Farbe, je nach Eisengehalt mehr oder weniger intensiv. Nördlich der Donau ist die Situation eine andere, dort haben wir Ablagerungen von der Donau, den sogenannten Aulehm. Dieser hat einen starken Kalkanteil, daher brennen Ziegel aus diesen Gegenden hell und kriegen eine gelbe Farbe. Insofern kann man bereits anhand der Ziegelfarbe eine Aussage zur Produktionsstätte treffen.

Eiblmayr: Als Kurator sind Sie nicht in der Vergangenheit steckengeblieben, wie man sieht, es finden sich auch zeitgenössische Ziegelformen in der Ausstellung.

Zsutty: Ja natürlich, weil die neuesten Entwicklungen wieder neue Qualitäten hervorbringen wie zum Beispiel der Hochlochziegel im Vergleich zum Vollziegel – diese Innovationen sind auch ausgestellt. Der Fokus dieses Museums liegt allerdings schon auf historischen Ziegeln, die Sammlung umfasst mittlerweile 14.100 Stück. Das älteste Stück in der Sammlung, ein Ziegel aus Babylon mit Keilschrift, ist 4000 Jahre alt, eine Dachziegelplatte aus Griechenland ist immerhin 2500 Jahre alt. Ich habe Objekte aus der ganzen Welt zusammengetragen.

©Judith Eiblmayr

Eiblmayr: Und die Begeisterung ist nie gewichen?

Zsutty: Ich kann bislang 4000 Zeichen eindeutig identifizieren, bei weiteren 4000 vermute ich Hersteller und Standort, habe aber noch nicht genügend Gegenproben, um offiziell eine endgültige Aussage zu treffen. Es gäbe noch viel zu tun – mein Leben wird wohl nicht reichen, um alles herauszufinden.

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