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Cukrarna, SCAPELAB Architects, © Miran Kambič

Cukrarna, SCAPELAB Architects, © Miran Kambič

in bauten

Vom Zucker zur Kunst

Isabella MarboevonIsabella Marboe

Die extrem niederen Geschosshöhen der denkmalgeschützte Zuckerfabrik (Cukrarna) am Ufer der Ljubljanka waren für eine konventionelle Nutzung schlecht geeignet. Scapelab architects entkernten den Bestand komplett und setzten einen autonomen, skulpturalen Baukörper mit unterschiedlichen Ausstellungsräumen in das leere Volumen. So wurde die Cukrarna ein Haus für zeitgenössische Kunst.

Ljubljana (Laibach) ist die Stadt von Jože Plečnik, im Jahr 2021 nahm die UNESCO seine „Werke in Ljubljana“ in die Liste des Welterbes auf. Das Ufer der Ljubljanka gestaltete Plečnik so sensibel wie prägnant mit großem Bewusstsein für die Landschaft und städtebaulich wirksame Gesten. Die drei Brücken (Tromostowje), die Markthalle und die Drachenbrücke im Stadtzentrum sind höchst populär, dahinter versiegen die Touristenströme. Schlendert man weiter ostwärts am Fluss entlang, stößt man auf das Stauwehr, das Plečnik gestaltete. Unmittelbar dahinter führt die Roška-Straßenbrücke mit einem darunter liegenden Fußgänger- und Fahrradsteg über den Fluss. Sie lenkt den Verkehr um die Altstadt, wodurch diese autofrei werden konnte.

Cukrarna, SPACELAB Architects, © Miran Kambič

Gegenüber, am anderen Ufer steht ein sehr imposanter Bau. Eine schmucklose, eierschalenfarbene Fassade, ein Sockel mit drei schmiedeeisernen Toren, die Fugen des einstigen Rustikagesteins fein abstrahiert in den Putz gekerbt, ab dem ersten Stock insgesamt 18 kleine Fenster in einer Reihe, sechsmal übereinander, in der Mitte ein Giebel. Die Cukrarna, früher eine Zuckerfabrik, jeder kennt sie. Jahrzehntelang war sie dem Verfall preisgegeben, seit September 2021 ist sie ein Ort für zeitgenössische Kunst.

Kultur und Industrie

Die Cukrarna wurde 1828 erbaut, die Zuckerfabrik war eine der frühesten und größten Industriebauten Sloweniens. 1845 brannte sie nieder. Damals lief so viel flüssiger Zucker aus, dass das Wasser der Ljubljanka lang süß schmeckte. Einzig die massiven Außenmauern überlebten den Brand, das Gebäude wurde zur Tabak-, Textilfabrik, Militärbaracke, schließlich zur letzten Zuflucht für Außenseiter und Obdachlose. Zu ihnen zählten auch die Poeten Dragotin Kette und Josip Murn, die als Begründer der slowenischen Moderne mit ihrer Umwandlung der Bauern- zur Kultursprache wesentlich zur Nationenbildung beitrugen. Die Cukrarna verfiel, in den 1960ern verhängte man ein Betretungsverbot, in den 1980ern schloss man den ruinösen Bau und sein Ufer. Ein Stück tote Stadt, nur illegal zu nutzen.

Curkarna, SCAPELAB Architects, © Miran Kambič

2009 schrieb man einen internationalen Wettbewerb zur Sanierung der Cukrarna aus, den das slowenische Architekturbüro Scapelab mit einem radikalen Konzept gewann. Sie entkernten den Bestand bis auf die Außenmauern und setzten einen abstrakt anmutenden Baukörper in das imposante, etwa 25 Meter hohe Volumen des Innenraums, das so immer spürbar bleibt. „Die lichte Höhe zwischen den Geschossen betrug gerade 1,90 Meter, das ist viel zu niedrig für eine konventionelle Nutzung. Wir probierten viel aus, nichts passte in dieses Gebäude. So kamen wir auf die Idee, es einfach leer zu lassen“, erklären Marko Studen, Jernej Śipoś und Boris Matić von Scapelab, die künftige Nutzung ergab sich aus der Geschichte. „Das Bedeutendste an der Cukrarna ist ihr identitätsstiftender Wert.“ Scapelab konzipierten die Geburtsstätte moderner slowenischer Literatur als Ort für die Kunst. Nicht die vergangene, sondern die zukunftsweisende. Nicht eine Sparte, sondern mehrere. Bildende und darstellende Kunst, Malerei, Musik, neue Medien, Theater und Performance. Für alles ist hier Raum, es soll weit in die Nachbarschaft ausstrahlen.

Am Flussufer tritt die Cukrarna als ein durchgehendes, etwa 85 Meter langes Gebäude in Erscheinung, genau genommen aber besteht sie aus drei Bauteilen: Der westliche Teil ist etwa 25 Meter breit und 60 Meter lang, er liegt messerscharf neben den Pfeilern der Brücke, unweit der Abgänge zum Ufer. Diese schafft einen witterungsgeschützten Bereich, hier fahren Jugendliche mit dem Skateboard, queren Radfahrer, sitzen Menschen am Ufer, hier ordneten Scapelab den Haupteingang an – und mussten dem Bestand kein Vordach antun. „Wir überlegten lange, wie wir die Wettbewerbsidee erhalten und doch genug Ausstellungsflächen generieren können. Schließlich schufen wir ein hängendes Volumen, damit man die Dimensionen dieses Raumes erleben kann.“

Das Empfangspult steht lapidar als freistehendes Möbel auf dem polierten Sichtbeton im ausgehöhlten Bestand, darüber schwebt in der Höhe des historischen Sockelgeschosses die tiefste Untersicht des Galeriebaukörpers, der sehr plastisch gestaltet ist und die Raummitte komplett offen lässt. Die klare Unterscheidbarkeit von Alt und Neu war wichtig, beides sollte aber auch miteinander in Dialog treten. Eine umlaufende Innenschale aus Sichtbeton stützt die Außenwände des Bestands, zeichnet deren Fensteröffnungen nach und macht so das alte Mauerwerk in all seiner Stärke und Patina sichtbar. Die schwebenden Galerien halten vornehme Distanz, weil ihr Volumen erst im ersten Stock beginnt und nur mit dem Stiegen-und Liftkern im Erdgeschoss aufsetzt, bleibt dieses öffentlich zugänglich. Es erstreckt sich bis zur Bar mit Bühne, die sich zum südseitigen Vorplatz öffnet, der mit Sitzstufen sehr attraktiv gestaltet ist. Das schafft eine große Durchlässigkeit zur Stadt, die neue Cukrarna etabliert sich schon. Das Neue trägt das Alte.

Curkarna, SPACELAB Architects, © Miran Kambič

Das Galerievolumen ist einzig mit Stahlstreben am Sichtbeton verankert und von der neuen Dachkonstruktion abgehängt. Stahlfachwerke, die außen mit einer Haut aus perforierten Metallpaneelen verkleidet sind, bilden ihre Tragstruktur. Die einheitliche metallische Oberfläche verwandelt den Baukörper, dessen Ebenen nicht ablesbar sind, zu einem abstrakten, weißen Volumen mit schwarzen Punkten, sie ist akustisch wirksam, verdeckt Installationen, eignet sich für die Montage von Scheinwerfern und bläst Frischluft in den Raum.

Komplizierte Baustelle

Die Bauarbeiten begannen 2018 während der Pandemie, sie waren sehr kompliziert. Der Bestand hatte keinen Keller, das Mauerwerk war in einem katastrophalen Zustand, es konnte sich nicht selbst tragen. Es musste von einer Stahlkonstruktion gestützt und mit Injektionen gestärkt werden. Sobald alle bestehenden Innenwände und Decken abgerissen waren, wurde ein Stahlbetonrahmen um die Außenwände gezogen, um sie vor dem Einstürzen zu bewahren. Besonders heikel war der neue Keller, bevor man ihn mit allerhöchster Vorsicht ausheben konnte, mussten die Mauern im Erdreich verankert werden. Als das neue Kellerfundament trug, folgte die verstärkende Innenschicht aus Sichtbeton, die dann auch die neue Dachkonstruktion tragen konnte, von der die Galerien abgehängt sind. „Uns war sehr wichtig, dass der Raum offen bleibt und man keinen Träger sieht“, so Scapelab. Auch dazu trägt der Stiegenkern bei, fast dreißig Meter spannt sich das Stahlfachwerk in jede Richtung.

„Es gibt kein vergleichbares Projekt in Slowenien, es ist eine große Errungenschaft der Stadt“, ist Alenka Gregorič, die künstlerische Direktorin der Cukrarna, begeistert. „Wir waren sehr früh in die Planung eingebunden, man muss unbedingt erwähnen, wie sehr die Architekten unsere Anforderungen verstanden haben und auf uns eingegangen sind.“

Die Cukrarna ist selbsterklärend organisiert. Das neue Volumen besteht aus drei Ebenen – in der ersten und niedrigsten – dem Mezzanin – befinden sich die im langen, östlichen Bauteil die Bibliothek und in seinem annähernd quadratischen westlichen Pendant ein Seminarraum, im vorstehenden historischen Mittelrisalit der Luftraum der Bar mit Bühne, die zwei hohen, darüber liegenden Ebenen gehören der Kunst. Als klassische „White Cubes“ eignen sich die Galerien perfekt für Ausstellungen, der schmale Verbindungssteg an der Nordseite bietet 75 Meter Hängefläche, ein Steg führt zu den Büros der Mitarbeitenden im Mittelrisalit. Alles ist mit größtem Bedacht gestaltet. Die Regale der Bibliothek im Mezzanin wurden vom Künstler Tobias Putrih entworfen, selbst im Keller gibt es einen hochwertigen Seminarraum und eine experimentelle Bühne. Spiegelnde Alucobondoberflächen hinter Nirostawaschbecken, die an Tränken erinnern, regen auch in profanen Sanitäranlagen zur Reflexion über die Wahrnehmung an. Dieser faszinierende Ort der Kunst könnte Ljubljana von der Peripherie mitten in die europäische Museumslandschaft katapultieren.

Dieser Beitrag ist erstmals in der dbz erschienen.

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